Suche
Close this search box.
Kategorien
Chemnitz

Vorstellung der Kampagne „Die Stadt bin ich“

Vorstellung der Kommunikatonskampagne von Chemnitz "Die Stadt bin ich"

„Die Stadt bin ich“ – Das ist die aktuelle Kommunikationskampagne der Stadt Chemnitz. Gestern wurde diese den Bürgern im Schauspielhaus vorgestellt. Endlich möchte man fast sagen, schließlich läuft die Kampagne bereits seit Mitte März. Viel wurde darüber diskutiert, seit dem Start und auch schon im Vorfeld (auch hier im Blog). Vielleicht auch deswegen war das Interesse der Chemnitzer für diese Veranstaltung recht gering.

Die Grundidee hinter der Kampagne

Joerg G. Fieback (Werbeagentur Zebra) (Quelle: www.zebra.de)

Ralf Sippel (Werbeagentur Zebra) (Quelle: www.zebra.de)

Barbara Ludwig (Oberbürgermeisterin Stadt Chemnitz) (Quelle: www.chemnitz.de)

Nach einer kurzen Eröffnung durch die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig übernahmen Joerg G. Fieback und Ralf Sippel das Wort. Beide sind Geschäftsführer der Werbeagentur Zebra, die hinter der Kampagne steht. Zunächst wurde über die eigene Motivation und die Ziele bis 2020 gesprochen. Nach dem Motto „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ (Karl Marx) stehen zu Beginn die Chemnitzer selbst im Vordergrund. Das Bild der Stadt kann „von einer Werbeagentur nicht vorgegeben werden“ und muss dadurch von den Menschen selbst gebildet werden. So wie die Bürger die Stadt sehen, so präsentiert sich die Stadt dann auch nach außen.

Kleiner philosophischer Einschub: Bei dem erwähnten Marxzitat wird meist ein entscheidender Teil weggelassen: „Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein.“ Demnach spielen nicht die Selbstwahrnehmung sondern die gesellschaftlichen Lebensumstände eine entscheidende Rolle. Im Falle der Kampagne, wäre das dann doch wieder die Stadt.

Ziel der Kampagne ist es nun, die Attraktivität der Stadt zu erhöhen. Der erste Schritt ist die erwähnte innere Wahrnehmung. Danach, d.h. ab dem nächsten Jahr, soll dann die äußere Wahrnehmung von Chemnitz in Angriff genommen werden. Dafür sollen die Chemnitzer das positive Lebensgefühl der Stadt spüren und im besten Falle nach außen tragen. Sätze wie „Sowas geht in Chemnitz nicht.“ sollen der Vergangenheit angehören.

Die nächsten Schritte

Ausführlich wurde dann auf die Maßnahmen eingegangen, die bereits laufen. Die meisten kennen die Homepage, auf der Bekenntnisse zur Stadt abgegeben werden können. Dazu gab es Postkarten, Plakate und eine entsprechende Facebookseite. Viel spannender war jedoch die Frage: Was kommt danach? Joerg G. Fieback hat dem Publikum einen (leider nur) kleinen Einblick gewährt. In nächster Zeit starten folgende Aktionen:

  • Rock am Kopp – ein monatlich stattfindendes Open Air Konzert am Marxkopf. Ende dieser Woche sollen erste Informationen folgen.
  • Botschafter für Chemnitz – ab sofort kann jeder Botschafter werden. Dafür gibt es einen kleinen Test auf der Homepage. Als Gegenleistung erhält jeder Botschafter einen offiziellen Ausweis.
  • Die Audiowalk App – eine App, die wie ein Stadtrundgang funktioniert. Inklusive Navigation zu interessanten Punkten und gesprochenen Texten in Deutsch, Englisch und Sächsisch.
  • Das Hörbuch – die Texte der Audiowalk App auf CD. Diese sollen u.a. Taxifahrer an interessierte Fahrgäste weitergeben können.
  • Nischel sucht Köpfchen – eine Fachkräfteinitiative, die nicht weiter erläutert wurde.
  • Der Club der Macher – eine Diskussionsplattform, ebenfalls ohne weitere Informationen.
  • Leuchttürme – Auch das wurde nicht weiter besprochen. Wirtschaft, Sport, Kunst & Kultur, Musik & Events sowie Wissenschaft & Forschung sollen ab 2015 auf die Stadt aufmerksam machen.

Unter den letzten 3 Punkten kann man sich zu diesem Zeitpunkt reichlich wenig vorstellen. Leuchttürme wirken vom Konzept her ein wenig altbacken. Ein „Club der Macher“ scheint zwar endlich die Bürger der Stadt aktiv einzubeziehen. Allerdings ist ein Club eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft. Das würde wohl kaum ins Konzept passen, sind doch alle Bürger aufgerufen sich zu beteiligen. Eine offene Diskussionsplattform, bei der tatkräftige, kreative und ideenreiche Menschen zusammengebracht werden, ist jedoch äußerst wünschenswert!

Kaum Diskussion im Anschluss

Nach dieser Präsentation wurden die Gäste im Saal aufgerufen mitzudiskutieren. Erstaunlicherweise wurden keine Fragen gestellt. Vielmehr drehten sich die meisten Wortmeldungen um die eigene Arbeit, das Engagement für die Stadt und ab und zu um das leidige Thema Geld. Erst zum Schluss wurde die Frage gestellt, was denn das genaue Ziel der Kampagne sei. „Reflexion“, „Magnetismus“ und „ein positives Lebensgefühl, wolle man laut Fieback und Sippel erreichen. Wie man im Verlauf der Kampagne jedoch darüber urteilen kann, ob sie ein Erfolg ist oder nicht, darüber scheint man sich nicht ganz im Klaren zu sein. Bleibt zu hoffen, dass die Kampagne auch wissenschaftlich durch entsprechende Studien begleitet wird. Da das Geld ja immer knapp ist, könnten auch Studenten aus sozialwissenschaftlichen Studiengängen der TU Chemnitz diese Aufgabe übernehmen.

„Wo bleibt der Aufbruch?“

Ein Zuhörer brachte es mit seiner Wortmeldung auf den Punkt. „Wo bleibt der Aufbruch?“ fragte der gebürtige Erzgebirger, der in diesem Jahr noch nach Chemnitz zieht. Die Kampagne unterstützt er in vollem Maße und wundert sich, dass die Stimmung im Saal recht gedämpft war. Doch genau das ist eines der Ziele der Kampagne: Die Chemnitzer dazu zu animieren, dass sie Ideen entwickeln und diese auch umsetzen! Und vor allem dabei nicht immer die Verantwortung bei der Stadt Chemnitz zu suchen. Spätestens mit dem „Club der Macher“ (für den hoffentlich noch ein anderer Name gefunden wird) existiert die passende Plattform, um Ideen zu präsentieren, Mitstreiter zu finden und Projekte umzusetzen. Die Stadtverwaltung zeigt sich zumindest gewillt, die Eigeninitiative der Chemnitzer zuzulassen und zu fördern.

tl;dr – Die aktuelle Kommunikationskampagne von Chemnitz „Die Stadt bin ich“ wurde gester vorgestellt. Zentrale Themen waren Einblicke in die nächsten Schritte und die Frage nach der Aufbruchstimmung in der Stadt.
Kategorien
Chemnitz Gesponnenes

Gesponnenes zum Slogan „Proud to be a Chemnitzer“

medienspinnerei Gesponnenes

Eine Stadt sucht einen Slogan. Spätestens seit letzter Woche ist das Thema Stadtgespräch Nummer 1! Nach einer öffentlichen Ausschreibung, dass die Stadt ein neues Marketingkonzept sucht, wurde nun der Gewinner gekürt und die Diskussion darum entfacht. Eigentlich soll das fertige Konzept erst im nächsten Jahr präsentiert werden, doch ein Detail drang bereits kurz nach Bekanntgabe der verantwortlichen Werbeagentur nach außen. „Proud to be Chemnitzer“ – so der angebliche neue Slogan für Chemnitz. Mittlerweile wurde das zwar dementiert und lediglich als Arbeitstitel beschrieben, doch das tat der Aufregung keinen Abbruch. Kaum Positives lies sich bis jetzt über diesen Slogan – Arbeitstitel oder nicht – finden. Verständlicherweise.

Dies ist Anlass genug, um sich selbst ein paar Gedanken darüber zu machen. Denn die Ansprüche an einen guten Slogan sind vielfältig:

  • Vorteile sollen hervorgehoben werden,
  • Wünsche sollen geweckt werden,
  • eine einfache Sprache mit kurzer und prägnanter Formulierung ist sinnvoll,
  • Humor funktioniert fast immer
  • und eine Botschaft soll übermittelt werden (klingt logisch, kann aber leicht vergessen werden)

Nicht alles muss vereint und in einem Satz gebündelt werden. Zwei der genannten Punkte können durchaus genügen. Aber wie kann nun ein geeigneter Slogan für Chemnitz aussehen? Um der Lösung näher zu kommen, lohnt sich ein Blick auf einen alten, den aktuellen und einen möglichen Slogan.

Der Alte: Stadt mit Köpfchen

Selbstironisch und zweideutig präsentierte sich einige Zeit lang die Stadt. Mit dem alten Slogan wurde auf das Marx Monument, den Nischl, angespielt. Die Sehenswürdigkeit von Chemnitz zieht im Zentrum der Stadt die Blicke auf sich. Auf der anderen Seite zeigt „Stadt mit Köpfchen“ den Besuchern, dass Einfallsreichtum in der Stadt zu Hause ist. Mit der industriellen Vergangenheit, seinen Erfindungen, der Technischen Universität und seinen kreativen Menschen ist Chemnitz ein ideenreiches Zentrum der Region. Humor, Prägnanz und Doppeldeutigkeit – keine schlechte Sache.

Der Aktuelle: Stadt der Moderne

Darüber wurde viel diskutiert. Nicht ohne Grund wird nun auch ein Nachfolger für den ungeliebten und oft verspotteten Slogan gesucht. Kühl und eindimensional kommt er daher ohne eine (für den Außenstehenden) offensichtliche Assoziation zu Chemnitz herzustellen. Nicht zu Letzt sträubt sich der Soziologe in mir, der sich wie der Rest der Gesellschaft schon längst in der Postmoderne befindet. „Stadt der Moderne“ wäre daher ein guter Slogan im 19. Jahrhundert gewesen. Damals hätte er hervorragend zu Chemnitz gepasst. Damals.

Der Mögliche: Chemnitz – Fabrik der Ideen

Klar: Der Begriff der Ideenfabrik wurde natürlich schon zu oft verwendet, weckt vermutlich kein Interesse mehr beim Empfänger der Botschaft und ist wahrscheinlich ausgelutscht. Aber als Ansatz kann „Fabrik der Ideen“ durchaus dienen. Denn es vereint zwei zentrale Eigenschaften der Stadt, mit denen man werben kann. Zum einen die Vergangenheit als ein Zentrum der Industrialisierung. Fabriken prägen noch heute das Stadtbild, egal ob in hochmodernisierter Form, umgebaut in Lofts oder als Ruine. Zum anderen steht Chemnitz seit langem für große Ideen. Vor allem aus den verschiedensten Bereichen, d.h. vom Maschinenbau bis zur Kultur, von Hartmann bis Kraftklub, von der Technischen Universität bis zum DAStietz. Kreativität ist ein Pfund der Chemnitzer, mit dem man im Stadtmarketing wuchern kann. Also irgendetwas in Richtung „Fabrik der Ideen“.

Nun heißt es nicht zurück zu „Stadt mit Köpfchen“. Der Slogan war gut, aber ein Neuer kann mindestens genau so einprägsam und einzigartig sein. Einen solchen Slogan können die Chemnitzer und damit auch die Werbeagentur Zebra entwickeln, mit Köpfchen, Kreativität und Einfallsreichtum. Das zeichnet die Chemnitzer schließlich aus.

P.S.: Es gibt auch andere Stimmen. Eine ganz eigene (nicht ganz so ernst gemeinte) Sicht auf „Proud to be a Chemnitzer“ finden Sie hier bei Unterwegs in Karl-Marx-Stadt.