Überall nur Snapchat, die Teenies scheinen es nur noch zu nutzen und das neue Facebook ist es auch. Munkelt man. Dabei schreckt die App zu Beginn ab: Wenig intuitiv, der „Gefällt mir“-Button fehlt und die Bilder sind nach kurzer Zeit wieder weg. Wozu also das Ganze?
Snapchat: Was ist das?
Snapchat ist ein Messenger, bei dem sich die Nachrichten nach kurzer Zeit selbst zerstören. Einmal ankucken und Schluss. Dabei werden Bilder und kurze Videos verschickt, die zusätzlich mit Text oder Malereien versehen werden können. Ein paar Filter gibt es auch.
Evan Spiegel, der CEO von Snapchat, hat zur Erklärung von Snapchat ein Video gemacht. Es wirkt nicht so, aber ja, das ist der CEO einer der am schnellsten wachsenden Social Media Apps. Anschauen lohnt sich trotzdem.
Die Selbstzerstörung der Nachrichten ist nicht nur ein lustiges Feature, sondern führt zudem dazu, dass man bei Snapchat aufmerksam sein muss! Mal schnell ein paar Nachrichten überfliegen? Das Video nebenbei laufen lassen? Die Bilder einfach durchklicken? Das macht bei Snapchat kaum Sinn, denn danach sind sie weg. Also muss man aufmerksam sein, man muss sich die Snaps ansehen, man muss sich darauf konzentrieren. Oder man hat es verpasst. Für immer!
Die Idee von Snapchat kommt gut an. Immerhin schicken sich mehr als 100 Millionen aktive Nutzer mittlerweile weit über 1 Milliarde Bilder und Videos – täglich! Die Hälfte der Nutzer ist zwischen 16 und 24 – also im Moment ganz klar ein soziales Netzwerk der Jugendlichen.
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Auch die Wirtschaft ist von Snapchat begeistert. Bereits im Frühjahr wurde das Start-up mit einem Wert von 16 Milliarden US-Dollar bewertet. Zum Vergleich: Facebook hat Anfang 2014 den Messengerdienst WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar übernommen. Der hatte damals allerdings schon 450 Millionen Nutzer. Ein Angebot von Facebook wurde durch Snapchat bereits ausgeschlagen. Der Wert des Unternehmens kann sich also noch um einiges steigern.
Snapchat: Wie geht das?
Snapchat bietet 2 grundlegende Funktionen. Nachrichten lassen sich privat an Freunde verschicken oder in Stories zusammenstellen. Diese sind dann wiederum für jeden und einen ganzen Tag lang sichtbar.
Der private Chat
Mit Snapchat kann man privat mit anderen chatten. Dazu schickt man sich ein Bild statt eines Textes an seine Freunde. In das Bild kann man etwas malen, schreiben oder Emojis einbauen. Genauso funktioniert das auch mit kurzen Videos. Verschickt man dann ein Bild oder Video, hat der Empfänger maximal 10 Sekunden Zeit, sich die Nachricht anzusehen. Wie lang genau, entscheidet der Sender. Zwischen 1 und 10 Sekunden stehen zur Wahl. Danach ist die Nachricht weg. Verschwunden. Gelöscht.
Natürlich kann der Empfänger einen Screenshot mit seinem Smartphone erstellen, um das Bild dauerhaft behalten zu können. Nur erhält der Sender eine Nachricht darüber. Gedacht als Warnung, lässt es sich aber auch spielerisch einsetzen (siehe „Wozu brauch ich das“).
Seit einiger Zeit können Nutzer auch klassisch sich Texte hin- und herschicken. Aber über Bilder zu kommunizieren, ist ganz klar das Alleinstellungsmerkmal von Snapchat.
Die öffentlichen Stories
Neben dem Chatten kann der Nutzer eine Story erstellen. Bilder und Videos sind dann ebenfalls nur 1-10 Sekunden zu sehen, allerdings 24 Stunden abrufbar. Am besten kann man sich das als ein Bilderbuch bzw. einen Zeitstrahl vorstellen, an das hinten dran immer wieder neue Snaps angefügt werden und vorn der älteste Snap zu sehen ist, der noch keine 24 Stunden alt ist. Was älter ist, wird vom Anfang der Story gelöscht. Im Gegensatz zum privaten Chat können diese Snapchat Stories von allen gesehen werden, die einem folgen (wenn man das in den Einstellungen angeklickt hat). Die Stories sind sozusagen öffentlich.
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Nutzer auf Snapchat finden
Richtig Spaß macht Snapchat erst mit anderen zusammen. Um sich mit jemandem zu vernetzten, gibt es im Prinzip 3 Möglichkeiten. Nummer 1 funktioniert über den Nutzernamen. Einfach eintippen (falksieghard, zum Beispiel) und man ist verbunden. Nummer 2 läuft über die Kontakte im Smartphone. Ist ein Kontakt bei Snapchat angemeldet, kann man ihn über die Telefonnummer finden und „adden“ – so heißt das bei Snapchat. Hinzufügen also. Die dritte Möglichkeit ist das Scannen des QR-Codes. Das kann man dann wie mit einer digitalen Visitenkarte handhaben. Einfach Snapchat öffnen, die Kamera erkennt automatisch, dass sie einen QR-Code vor der Linse hat, und fügt den anderen hinzu. Aus diesem Grund sieht man immer häufiger, dass die Profilbilder auf Twitter und Facebook durch diesen Code ausgetauscht werden (wie rechts zu sehen). So kann man sich schnell hinzufügen lassen.
Auf gut Glück kann man dann noch mittels Standort Freunde auf Snapchat in der Nähe suchen. Funktioniert in großen Städten sich besser als in kleinen.
Einen Snap erstellen
Das Schöne an Snapchat ist, dass sich Snaps sehr schnell erstellen lassen – so lange man die künstlerische Messlatte nicht zu hoch hängt. Zunächst macht man einfach ein Foto oder Video von sich oder seiner Umgebung. Danach kommen die Gestaltungsmöglichkeiten ins Spiel. Text, Emojis und ein Pinsel befinden sich oben, durch wischen nach links und rechts werden Filter über das Bild gelegt. Mehr geht nicht. Oder besser: Fertig! Unten dann nur noch entscheiden, ob das Meisterwerk an eine einzelne Person im Chat gehen oder an die eigene Story angehangen werden soll. Das war’s. Hier drei Beispiel von mir mit der erwähnt niedrigen Kunstmesslatte:
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[column col=“1/2″]Wie die App genau funktioniert, welcher Knopf was bedeutet und wie man die besten Snaps erstellt, hat Philipp Steuer hervorragend aufbereitet. Was die App im Detail zu bieten hat, liest du bei ihm im Blog.
[button color=“#FFFFFF“ background=“#FF4500″ size=“medium“ target=“_blank“ src=“http://philippsteuer.de/snapchat-guide-so-funktioniert-snapchat/“]Zum Beitrag[/button]
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[column col=“1/2″ last=“true“]Auf Englisch, aber dafür äußerst ausführlich ist dieser Beitrag von Maya Kosoff im Business Insider. Sie ist 22, nutzt Snapchat „wie besessen“ und es gibt mindestens einen Screenshot dazu, wie etwas funktioniert!
[button color=“#FFFFFF“ background=“#FF4500″ size=“medium“ target=“_blank“ src=“http://uk.businessinsider.com/how-to-use-snapchat-2015-2?op=1&IR=T#ixzz3SybiXOrw“]Zum Beitrag[/button]
[/column]
Snapchat: Wozu brauche ich das?
Zunächst eine Warnung: Woran man sich bei Snapchat zunächst gewöhnen muss, sind (abgesehen davon, dass die App nicht wirklich intuitiv zu bedienen ist) die wenigen Feedbackmöglichkeiten. In Stories kann man zwar seit kurzem auf einen einzelnen Snap direkt antworten, aber Likes, Kommentarspalten oder gar die Möglichkeit, Beiträge anderer zu teilen, fehlen auf Snapchat komplett. Das ist zu Beginn seltsam. Aber loslassen hilft. Schließlich muss man sich auch damit abfinden, dass nach spätestens 10 Sekunden die Snaps wieder verschwunden sind. Absolut untypisch und neu für alle Social Media Nutzer. Also: Entspannen und loslassen.
Snapchat im privaten Einsatz
Die private Nutzung ist der Kern von Snapchat. Zwei Freunde schicken gegenseitig Bilder und Videos und kommunizieren darüber. Wem es an aussagefähiger Mimik mangelt, kann seine Antwort auch ins Foto schreiben oder malen. Der Chat geht schnell, er ist authentisch und im Gegensatz zu WhatsApp und Co, bietet Snapchat die Möglichkeit, sich tatsächlich zu sehen. Durch die Selbstzerstörung können Gespräche auf Snapchat auch durchaus sehr persönlich werden. Außerdem ist der Spaßfaktor konkurrenzlos hoch!
Snapchat für Unternehmen und Marken
Hier gilt das gleiche wie für die private Nutzung: Snapchat bietet die Chance, authentisch zu kommunizieren. Und das sollte man als Unternehmen oder als Marke auch genauso machen. Hochglanzbilder lassen sich mit der App weder erstellen noch teilen. Es ist kein zweites Instagram. Schließlich macht das den Reiz für Unternehmen aus. Und auch hier gilt: loslassen und entspannen. Dann klappt es auch mit Snapchat in der Unternehmenskommunikation.
Storytelling ist auf Snapchat das Stichwort schlechthin, zumindest für Unternehmen und Marken. Denn zum einen ist man gezwungen, Geschichten in seinen Stories zu erzählen, zum anderen kann man das in keiner anderen App so wunderbar tun. Schließlich laufen alle Snaps nacheinander ab. Das Storyboard läuft einfach durch und man muss nicht mit anderen im Newsfeed konkurrieren bzw. sich unterbrechen lassen. Ist der Nutzer in der Story drin, bleibt er auch dran, so lange sie gut gemacht ist. Best Practice gibt es natürlich viele. Noch kommen die meisten aus den USA. Fünf wahllos herausgegriffene Beispiele dafür, was man als Unternehmen so machen kann auf Snapchat:
So geht Business-Snapchat: Best Practice
Toys’R’us (Nutzername: toysrusofficial) zeigt auf Snapchat zum Beispiel hauptsächlich seine Produkte in den Filialen. Allerdings nicht einfach so, sondern aktuell als Wunschliste zu Weihnachten.
Amazon (Nutzername: amazon) snappt ebenfalls. Die Marke zeigt auf Snapchat zum Beispiel seine Mitarbeiter, was im Büro passiert usw. Ein typischer Blick hinter die Kulissen. Mit Snapchat hat man aber irgendwie doch das Gefühl, dabei zu sein. Mehr als bei einem YouTube-Video. Daneben gibt es auch günstige Angebot per Snapchat.
Auch im Sport funktioniert Snapchat. Viel Erfahrung hat die Borussia aus Möchengladbach (Nutzername: vflborussia1900) gesammelt. Zu jedem Spieltag, Training oder Pressekonferenz wird gesnappt und als Fan ist man richtig nah an der Mannschaft dran.
Lena Meyer-Landrut (Nutzername: helloleni) gehört zu den Snapchat-Pionieren in Deuschland. Sie nimmt mit ihren Snaps ihre Fans jeden Tag mit auf Reisen, zu Terminen und Auftritten. Von früh bis spät. Das macht kaum jemand anderes so konsequent und – da ist es wieder – authentisch.
Als letztes Beispiel doch noch etwas Kunst. Ein Norweger (Nutzername: geeohsnap) macht aus allen Snaps ein kleines Kunstwerk. Zum Beispiel fotografiert er Menschen auf der Straße und lässt durch seine Zeichnung eine ganz neue Situation entstehen. Wie er das macht? Keine Ahnung. Mit dem Finger und ein bisschen rummalen sicherlich nicht.
Noch eins, der versprochene spielerische Einsatz von Snapchat und Screenshots. Damit kann man durchaus experimentieren, denn warum sollte man den Warnhinweis „Nutzer XYZ hat einen Screenshot erstellt“ nicht kreativ für sich nutzen?! So könnte man seinen Followern eine Entscheidungsfrage stellen und auffordern, beim Snap der Wahl einen Screenshot anzufertigen. So kommt man in Kontakt und der Snap landet auf dem Smartphone der Fans, um vielleicht irgendwann mal wieder daran zu erinnern, dass es da ja noch das Ding in der Sonderedition gab, das man auf Snapchat mal favorisiert hat. Oder man erhält mit der Vorlage des Snaps im Geschäft 10% Rabatt. Oder oder oder.
Ein Snap zum Schluss
Ob Snapchat das neue Facebook wird oder ob die App in einem Jahr schon wieder verschwunden ist? Keine Ahnung. Denn Prognosen für die Zukunft sind unglaublich schwer zu treffen. Woran das liegt, fasst die Philosophin Hannah Arendt in ihrem Buch „Macht und Gewalt“ zusammen.
[quote align=“center“]„Zukunftsprognosen […] sagen voraus, was aller Wahrscheinlichkeit nach eintreten wird, wenn Menschen nicht handelnd eingreifen und wenn nichts Unerwartetes geschieht.“ (Hannah Arendt, Macht und Gewalt, S. 11 f.)[/quote]
Die Jugend liebt Snapchat. Über 100 Millionen aktive Nutzer und stündlich Millionen neue Snaps, die an Freunde verschickt werden. Wenn sich also nichts ändert, d.h. die Entwicklung kontinuierlich so weitergeht, dann ist Snapchat eine absolut ernst zu nehmende Plattform. Die Wahrscheinlichkeit, den Trend und damit eine große Chance zu verpassen, ist zumindest im Moment sehr groß. Und wer weiß schon, wie die Zukunft Snapchat aussieht?
Persönlich steigt meine Nutzung von Snapchat gerade. Also lasst uns snappen! So lange die Zukunft noch auf sich warten lässt, schreib deinen Snapchatnutzernamen in die Kommentare und schick mir – falksieghard – dein Feedback zum Artikel als Snap. Ich male auch zurück.
UPDATE 1: Von Philipp Steuer gibt es jetzt das Buch Snap Me If You Can kostenlos zum Download! Umfassend beschreibt er darin die App, die Geschichte von Snapchat, zeigt Tricks und Einsatzmöglichkeiten im Marketing.
UPDATE 2: Mittlerweile hat Instagram mit seinen Stories ein neues Feature veröffentlicht, das Snapchat gefährlich werden könnte. Oder doch nicht? Meine Gedanken zu Bye bye Snapchat!?
9 Antworten auf „Snapchat: Was ist das? Wie geht das? Wozu brauche ich das?“
Mit einer entsprechenden (iOS) App, lassen sich auch „Hochglanzbilder“ in die eigene Story einbauen.
Wer in deiner Aufzählung noch fehlt, ist Richard Gutjahr (richardgutjahr). Unbedingt mal anschauen, was der deutsche Blogger so mit Snapchat anstellt. Vor allem zum „Back to the Future“ Day vor wenigen Wochen, war seine Story super.
Mich findet man unter chriskloss.dd. Neben alltäglichen Blödsinn, versuche ich mich auch immer wieder im Storytelling, zuletzt mit dem Unboxing der neusten t3n Ausgabe oder beim Test, ob sich Snapchat für die Liveberichterstattung eignet: http://www.frische-fische.com/snapchat-livebericht-experiment/
Ja, Richard Gutjahr fehlt. Da fehlen so einige! Persönlich finde ich noch shonduras, garyvee und auch muenchmax sehr spannend. Einige Live-Events sind ebenfalls großartig. Und noch viele mehr! Es fehlt eine Art Datenbank. Philipp Steuer versucht das ja gerade mit http://snapgeist.com/ – die Beta soll bald starten…
Wirklich ein sehr guter und ausführlich geshcriebener Artikel zu diesem Thema. Aber für mich ist snapchat einfach nicht zweckmäßig da der Aufwand enorm ist um einen effizienten Nutzen daraus zu ziehen. Danke dafür aber nochmals
Bravo, jetzt weiß ich, was Snap ist – überflüssig, wie ein Kropf! Müssen wir wirklich alle unsere Hosen ausziehen, damit die Werbetreibenden in aller Ruhe ihre Zielgruppen definieren können? Ich bin kein Nutzer von snap und werde das nie werden!
Grüße
Horst
Immerhin konntest du dir eine Meinung bilden 😉
Snapchat App. …Warum sollten junge Menschen ihre Zeit mit Snapchat vertun?
Wenn sich Nachrichten, Bilder usw. innerhalb 24 Stunden auflösen, kann ich es auch bleiben lassen! Also eher narzisstische Spielerei, eine tiefer gehende
Kommunikation ist nicht mehr möglich. Snap ist eine Parallelwelt, die
Realität wird verfremdet. Werden die Snapper das Sprechen verlernen und
nur noch mit Bildchen und Zeichen kommunizieren? Snap, Snap, Snap für jeden Depp ne App!!!!
seit März hat sich der Marktwert von SNAP halbiert. Das spricht jetzt nicht für ganz so rosige Aussichten.Der Anstieg der Nutzerzahl ist 2017 ebenfalls abgeflacht.
Das stimmt. Gleichzeitig steigt die Beliebtheit unter Teenagern in den USA. Ist dort mit wachsendem Abstand das beliebteste Netzwerk. Die USA und Deutschland scheinen 2 komplett verschiedene Märkte zu sein. Vielleicht wird es hier nie eine große Nummer…
SNAP ist so cool.